Donnerstag, 9. Juni 2016

Bibibibib - 5 Radhosen im Test

Jeder Radfahrer hat sie, jeder braucht sie und jeder schwört auf "seine" Radhose bzw. Bib-Short.

Nachdem ich letztes Jahr erst angefangen habe Rennrad zu fahren, haben sich in sehr kurzer Zeit 5 Hosen von verschiedenen Herstellern bei mir angesammelt. Für alle, die mal was Neues probieren wollen, hier ein Kurztest von meinen bisherigen Erfahrungen mit folgenden Produkten:



Die Testpunkte

  • Stoff- und Sitzpolsterqualität
  • Verarbeitung
  • Preis/Leistung
  • Und auch nicht wichtig: Stylefaktor!

dieKetterechts

Fangen wir mit der Hose von Ketterechts an - "Passione nera" in schlichtem Schwarz gehalten, mit der Tricolore und dem "Ketterechts"-Schriftzug am Hintern macht optisch schon mal einiges her. Die Beinabschlüsse in 4,5cm Breite in sehr weichem Stoff mit kleinen Silikonstreifen halten die Hose dort, wo sie sein soll. Der Stoff ist insgesamt sehr angenehm zu tragen, auch die Nähte fallen nicht unangenehm auf.

Gut gefällt mir auch das Netz, aus dem die Träger (5cm Breite) und der Rückenteil genäht sind.


Schön zu sehen, die Träger aus Netz und Reflektoren an der Unterseite der Oberschenkel!

Stoff/Verarbeitung: +++++


Der Sitzpolster wirkt auf den ersten Blick unscheinbar, der Drucktest mit den Fingern lässt den Polster insgesamt am "härtesten" erscheinen. Beim Tragen kommt es, zumindest bei mir, zu keinerlei Druckstellen. Wünschenswert wäre hier noch, ähnlich dem Polster von quäldich.de, das vorne im Schritt der Polster verlängert wird und auch einen gewissen Windschutz bietet.


Polster: ++++


Im P/L schlägt sich die Hose von Cristian Gemmato ganz ordentlich, für die € 84.- bekommt man wirklich gute Qualität, allerdings auch die zweitteuerste Hose im Test.

P/L: ++++

Stylefaktor (passendes Ketterechts-Jersey vorausgesetzt) +++++

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quäldich.de

Der nächste Kandidat kommt von quaeldich.de in der Ausführung "Weisser Alpinist". Wie der Name schon sagt, in strahlendem Weiß geliefert macht die Bib einen sehr wertigen Eindruck. Der Stoff ist sehr fein und absolut blickdicht. Also keine Sorge, auch hier kann und sollte auf eine Unterhose verzichtet werden. WEITERFAHREN, HIER GIBT ES NICHTS ZU SEHEN!

Die Beinabschlüsse sind mit bekannten durchgehenden Silikonstreifen, nichts zu meckern.
Die Träger ebenfalls aus Netz kommen extrabreit in 8cm daher! Vom Tragekomfort am besten, hier scheuert und schneidet nichts ein!

Weiß ist natürlich nicht gerade pflegeleicht und man sieht leider jede noch so kleine Fliege, bzw. jeden schmutzigen Fingertapper. Muss jeder selbst entscheiden, "Alpinist" ist auch in Schwarz lieferbar.


Stoff/Verarbeitung: +++++


Der Polster hat viele verschiedene Einsätze und passt sich gut an. Fingertest ist gut, sitzen tu ich auf dem Teil leider nicht ganz so gut. Alles über 100km geht mir hier schon ans Sitzfleisch.

Sehr positiv ist auf alle Fälle der "Latz" im Schritt, welcher hervorragend gegen Fahrtwind schützt. Übrigens die einzige Hose im Test mit dem Feature. Hier dürften sich die anderen Hersteller was abschauen!

Der überdimensionale Sitzpolster mit hochgezogenem Stoff vorne würde sich in allen Hosen gut machen!

Polster: +++(+)


Preis/Leistung absolut in Ordnung, für € 62,90 eine absolut alltagstaugliche Hose. Für mich keine Langstreckenoption, aber dafür bietet quäldich.de ja auch noch andere Versionen im Shop an.


P/L: +++++

Stylefaktor (auch hier mit passendem Jersey und Windweste): +++++

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Craft

Der dritte Kandidat im Bunde kommt von der Fa. Craft. Gekauft bei einem österreichischen Händler im Set mit dem Jersey für € 79,90, rechne ich hier für die Hose alleine 40.-

Die Ausführung in Schwarz/Rot/Weiß gefällt, die Qualität des Stoffes ist auch hier gut. Bündchen mit den gewohnten Silikonabschlüssen. Die Träger sind aus weichem Netz und 4cm breit. Die Verarbeitung lässt hier etwas Federn, was angesichts des Preises nicht weiter verwundert. Die Nähte sieht man bei anderen Fabrikaten definitiv besser ausgeführt und einige Fäden sind schon beim Auspacken in alle Himmelsrichtungen weggestanden. Solange die ganze Sache hält, kein Problem, muss man aber im Auge behalten.


Stoff/Verarbeitung: ++(+)


Der Hinternschoner sieht spektatulär aus und will mit diversen Hinweisen gefallen. Den im Fingertest ersten guten Eindruck kann ich bestätigen. Kein Zwicken, keine Druckstellen, nicht ganz so anschmiegsam wie bei anderen.

Viele Infos, normaler Polster.

Polster: ++++


Das Angebot war auf alle Fälle ein Schnäppchen, habe ich auch so nicht wieder gesehen, weder online noch im stationären Fachhandel. Hier hätte ich auch noch eine zweite Garnitur kaufen sollen. Für den Preis Abstriche in Nahtqualität ist in Ordnung


P/L: ++++

Stylefaktor: Standardware ++

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Protective

Auch bei der vierten Hose handelt es sich um einen Schnapper der Fa. Protective, gekauft im Salzburger Fachhandel um fantastische € 10.-.

Um es vorweg zu nehmen, die ist auch genau den Zehner wert, den sie gekostet hat. Der Stoff ist schlicht schwarz, nicht besonders dick, Silikonbünde sucht man vergebens. Das Netzmaterial der 6cm breiten Träger ist nach dem fünften Mal waschen nicht mehr sehr ansehnlich und auch schlabbert auch mehr um die Schultern, als das sie die Hose oben halten.


Stoff/Verarbeitung: ++


Der Polster, äh ja der ist eingenäht, spürt man aber spätestens nach 20 Kilometern nichts mehr davon. Für mich maximal für kurze Trainingseinheiten auf der Rolle oder für schnelle Ausfahrten zu gebrauchen
Es sitzt sich so, wie er aussieht: meeh!

Polster: +


Ja was soll man zu P/L sagen? Kostet einen Bruchteil von anderen Hosen, ist aber definitiv nicht für Einsatz oder für Vielfahrer zu empfehlen. Kann man kaufen für € 10.- war meine erste "Rennradhose"

P/L: ++(+)

Stylefaktor: Standardware ++

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Rapha

Kann die mit Abstand teuerste Hose im Kandidatenfeld den Preis von € 120.- rechtfertigen? Nummer 5 kommt von Engländern und ist aus der Core-Linie.


Hier auch wieder in schlichtem Schwarz (ist ein gewisser Trend zu erkennen?) und mit den breitesten Beinabschlüssen im Testfeld habe ich die Hose von Rapha unter den Hintern genommen! Stoffqualität und Verarbeitung sind über jeden Zweifel erhaben. Absolut top, wobei mir die Hose schon fast etwas zu dick ist, dafür bietet Rapha aber auch eine Lightweight-Edition an, die für hohe Temperaturen gedacht ist.
Die Träger sind hier nicht wie bei allen anderen Testkandidaten aus Netzstoff, sondern aus normalem Stoff, nicht ganz so dick wie der Rest der Hose, aber deswegen nicht sehr atmungsaktiv. Ich schwitze extrem unter den Trägern, kann aber auch meinem heißen Gemüt liegen :).


Stoff/Verarbeitung: ++++


Der Polster ist gut dimensioniert, auch hier vorne etwas nach oben gezogen. Leider zwickt mich der Polster etwas, ich finde ihn nicht ganz so komfortabel, was aber insgesamt an dem sehr engen Schnitt der Hose liegen kann.


Polster: ++++


Das Preis-Leistungsverhältnis ist angesichts des wirklich hohen Preises eher gehobener Durchschnitt. Was man Rapha zugute halten muss, ist der lebenslange Reparaturservice bei Sturz z.B. Hier kann man die Teile nach England schicken und bekommt 1A geflickte Kleidung wieder retour. Vorbildlich.
Ob man dafür wirklich 30 - 50% drauflegen will, muss jeder für sich entscheiden.

P/L: +++


Bei Rapha ist weniger mehr. Schlicht und einfach und doch mit sehr netten Details! Hat dafür hat auch schon jeder!

Stylefaktor: ++++


Fazit:

Für mich der Testsieger ist die Bib von dieKetterechts. Vom Rennradfahrer für Rennradfahrer! Sehr feiner Stoff, Polster hervorragend, die Träger aus Netz sind super luftdurchlässig, die Optik passt (ist natürlich subjektiv) und deswegen klarer Preis/Leistungssieger. Mehr Hose gibts auch nicht für das Geld!

Platz 2 teilen sich quäldich.de und Rapha. Beide gut verarbeitet mit gutem Stoff, Polster bei beiden ganz gut (hochgezogen bei quäldich noch vor Rapha), die Träger würde ich mir bei Rapha noch aus Netz wünschen. Für die Engländer spricht der Reparaturservice, wenn einem das der Aufpreis von 50% wert ist.

Platz 3 geht an Craft, solides Grundmaterial, an der Verarbeitungsqualität kann man hier noch die Schraube ansetzen, im Verhältnis zum Preis allerdings in Ordnung.

Und ganz klarer Verlierer die Hose von Protective. Für € 10.- darf man sich aber auch nicht mehr erwarten! Hätte aber auch ein wirklicher Glücksgriff sein können. Für eine Stunde Vollschwitzen auf der Rolle reichts.


Vielleicht hat Euch mein kleiner Überblick die nächste Kaufentscheidung etwas erleichtert. Hinterlasst mir doch in den Kommentaren/Twitter Eure Erfahrungen!
 
Zum Abschluss sei noch erwähnt, die von mir getesteten Produkte wurde alle aus eigener Tasche bezahlt!

Tom


Donnerstag, 19. Mai 2016

Mein erstes Mal - Giro d´Italia Gran Fondo Vienna

Könnt Ihr Euch noch an Euer erstes Mal erinnern? 

Das erste Mal im Startblock Aufstellung nehmen? Das erste Mal über die Zeitnehmungsmatte rollen und am Edge die Starttaste drücken? An der ersten Versuch aus der langsamen Gruppe auszubrechen?
Das geile Gefühl gefinished zu haben?


Also erinnert Euch zurück, mir ging es am vergangenen Wochenende nämlich so und freu mir gerade wieder ein Schnitzel ab!



Giro d´Italia - Gran Fondo Vienna war es also! Mein erstes Mal Radmarathon/Radrennen/RTF. Benenn es, wie du willst, sobald Zeitnehmung im Spiel ist, ist es ein Rennen. Und wenn es nur ein Rennen gegen die Uhr ist, gegen die Zeit die man sich selbst auferlegt hat. 5 Stunden wollte ich brauchen! Das es für mich nach einem halben Jahr Rennradtraining und einem knappen Jahr Radfahren sowieso nur um die goldene Ananas geht, spielt dabei keine Rolle.

Die nackten Zahlen: Gran Fondo 133 km, ca. 1300 hm, über 600 Starter. Das ganze verpackt in eine KOMPLETT gesperrte Straße, also Bolzen ohne Rücksicht auf andere Verkehrsteilnehmer. Eingeteilt im grauen Block, also dem hinteren der beiden Startblöcke ging ich am Sonntag den 15.05.16 an den Start meiner ersten Veranstaltung in dieser Größenordnung.

Die Strecke in der Übersicht - raus nach Norden, rauf auf die "Berge" und dann ab ins flache Land!

Ich bin vorher maximal in einer Gruppe von 25 Leuten unterwegs gewesen. Komplettes Neuland also für mich. Vorteil bei diesem Event ist ganz klar die neutralisierte Startphase hinter dem Führungsfahrzeug. Schon alleine aufgrund der Runde um den Ring, welche mit Straßenbahnschienen, Verkehrsinseln und schlechter Sicht nach vorn aufgrund des dichten Gedränges bestimmt kein Zuckerschlecken wäre, wenn alle von Anfang an Gas geben, war ich froh das es halbwegs gesittet die ersten 20 Kilometer raus aus der Stadt geht. 

Vorbei am Hohen Haus und vielen anderen Sehenswürdigkeiten!
Die erste halbe dreiviertel Stunde ein Traum, Start am Messegelände geht es über die Praterhauptallee vorbei am Riesenrad auf die berühmte Ringstraße - Parlament, Wiener Radhaus, Staatsoper, Burgtheater usw. usw. (für die Richtigkeit der Reihenfolge übernehme ich keine Haftung :D ) um danach entlang der Donau flußaufwärts Richtung Klosterneuburg Wien zu verlassen. Im Pulk habe ich mich sehr weit nach vorne gekämpft, aber meine Einteilung des Rennens kostete mich etliche Plätze, dazu später mehr.

Dort erfolgt der eigentlich Start des Rennens. Und es geht gleich gut los mit der unter Wiener Rennradlern berühmten Holzgasse. Schneidige 18 Prozent und das gleich zu Beginn fordern hier schon die ersten zum Schieben auf. Ich habe in der Vorbereitungsphase eine Strecke mit fast identischem Profil daheim gefunden und zu Trainingszwecken etliche Male gefahren. Ich habe mir für den Abschnitt eine Zeit von um die 9:30 vorgenommen, bin mit 9:19 oben rausgekommen und hab mich super gefühlt. Danach gehts relativ gemütlich übers Hadersfeld runter zur ersten Abfahrt. Entlang des Tullner Feldes dann wieder rauf zum Tulbinger Kogel, damit erreicht man auch schon den höchsten Punkt der Strecke und es geht nach der nächsten Abfahrt raus in den Wind.

Hier muss ich gleich dazusagen, das ich so einen Wind noch nicht erlebt habe. Selbst die ortsansässigen Fahrer haben bestätigt, das das auch nicht der Normalzustand ist.

Nach der Abfahrt kam die erste Labestation, welche ich ausgelassen habe. Ich hatte zwei Trinkflaschen dabei, hatte bis dorthin eine verbraucht und mir die zweite bis zur zweiten Labe eingeteilt. Gels und Riegel hatte ich 10 im Trikot, geplant hatte ich alle 30 Minuten einen. Zwei sind übrig geblieben, war auch so ok. Der Plan ging gut auf und ich hab etliche Plätze gutgemacht. 

Bis hierhin (wir sind bei Kilometer 60 angekommen) habe ich mir die Kräfte wirklich relativ gut eingeteilt. Powermeter hab ich (noch) nicht und ich fahre nach Puls. Klar, die Aufregung hat den Puls von Anfang an um 10 Punkte nach oben getrieben, dazu kam noch es war relativ kalt und ich mit Ärmlingen, Beinlingen und Windweste über dem Trikot für meine Verhältnisse warm eingepackt. Bin eher so der Extremschwitzer. Wenn ich dann beim Radfahren so angezogen bin, steigt der Puls nochmal bei mir. Laut Strava war ich fast 3 Stunden im Anaeroben Bereich, was ich mir nur durch den Hitzestau (führt bei mir zu höherem Puls) oder durch komplette Verschiebung der FTP erklären kann. Näheres kann ich wohl nur durch eine erneute Leistungsdiagnose feststellen.

Die Auffahrt zum Tulbinger Kogel mit Blick ins Tullner Feld

Im leicht welligen Tullner Feld ging es durch kleine Ortschaften, Felder, über Hügel und noch mal gute 55 Kilometer gegen den Wind! 

Und hier offenbarte sich mein nicht bedachtes Problem: Ich habe bei den Anstiegen die "schnellen" Fahrer alle ziehen lassen und hing nun mehr oder weniger im hinteren Drittel des Feldes etwas in der Luft, was eine schnelle Truppe anging. Ohne Übertreibung habe ich mehr Führungsarbeit geleistet als mir lieb war, ich wollte eigentlich eher im Windschatten lutschen als selbst welchen zu geben. Nur leider wurde es meist nach einem Wechsel sehr, sehr langsam in der Gruppe und der Schnitt von 34-36 fiel auf unter 30 km/h.

Was bleibt einem also übrig? Richtig: Unterlenker und Kette rechts. Wahrscheinlich war es das Adrenalin oder meine pure Dummheit, die mich zu drei Ausreißversuchen getrieben haben. Es hat mich dann in Summe ca. 20 Kilometer Kampf gegen Wind gekostet, um endlich meine Wegbegleiter für den Rest des Rennens zu treffen. Wie ein grün-weisser Blitz tauchte er vor mir auf und ich hab mich drangehängt. Endlich ein Lichtblick, ein Fahrer, der ordentlich HZug auf der Kette hat. Kurz noch zu dritt haben wir den anderen Kollegen relativ schnell verloren. Von da an gings ab und wir haben uns wirklich gut abgewechselt und Tempo gemacht. Nur ein kurzer Stopp an der zweiten Labestation hat uns aufgehalten, danach sind wir quasi ins Ziel geflogen. Danke an dieser Stelle noch mal an Herwig, seines Zeichens ein 57er Baujahr und verdammt schneller Rennradfahrer! Mit Herwig zusammen habe ich im letzten Split des Rennens noch 80 Plätze gutmachen können.


Ca. 20 Kilometer vor dem Ziel - hinter mir Herwig!

Dies zeigt mir, das im Falle einer schnelleren Truppe ich auch eine noch bessere Zeit/Platzierung herausfahren hätte können. Aber hätte hätte Fahrradkette! Im Nachhinein ist man immer schlauer.

Ich habe mir für die gesamte Veranstaltung eine Zielzeit von unter 5 Stunden gesetzt. Geworden ist es eine Zeit von 4:39:53. Für "The real Gran Fondo" also den Abschnitt nach dem neutralisierten Start 3:37:39 mit einem Schnitt von 29,4 km/h bei über 1.300 Höhenmetern. Platz 309 bzw. 105 in meiner AK machen mich mehr als happy!

This is the finish, but not the end!         

Kurzes Fazit: Jederzeit wieder Gran Fondo Vienna, super Kulisse, gute Orga, fairer Preis.
Auf jeden Fall ein Hotel in der Nähe des Startes suchen in so einer großen Stadt wie Wien, U-Bahnfahren ist nicht so prickelnd und durch Wien mit dem Rennrad wäre für Ortsunkundige eher Selbstmord!

Und das Rennradfieber hat mich mehr denn je!

Die Anmeldung für 2017 habe ich schon erledigt, vielleicht sieht man sich ja! Hier gehts zum Early Bird-Angebot

Mittwoch, 18. Mai 2016

Bikefitting - Tut es!

Bikefitting? Für Hobbyradler? Ist das nicht übertrieben?

Ich hoffe die Frage erübrigt sich, nach dem Ihr meinen Bericht gelesen habt.

Bereits beim Kauf des Renners habe ich mir die Frage gestellt, ob denn da alles so passt, wie es vom Verkäufer eingestellt wurde. Klar, man vertraut dem kompetenten Typen im Radgeschäft seines Vertrauens, der alles nach bestem Wissen und Gewissen einstellt. Andererseits kann sich keiner im Einzelhandel über 1 1/2 Stunden Zeit nehmen, wenn andere Kunden auch noch bedient werden wollen.

So wird die Schrittlänge vermessen, der Sattel eingestellt, die Schuhplatten montiert, wenns hoch kommt noch der Vorbau getauscht, ein paar Runden ums Geschäft gedreht und der Krempel eingepackt, weil man eh nur mehr rauf will auf den neuen Bock! 

So oder so ähnlich wird es wohl schon einigen ergangen sein.

Nach ca. 1000 Kilometern auf dem Renner und einigen eigenen Versuchen, das Rad einzustellen habe ich mich dann doch zu einer professionellen Anpassung des Rades hinreissen lassen.
Ich hatte keine gröberen Probleme, weder Knieschmerzen noch taube Zehen, jedoch in "sportlicherer" Sitzposition immer wieder das Gefühl, mich zu sehr strecken zu müssen. Ich habe das ganze einfach umgangen, indem ich fast nur am Oberlenker gefahren bin und den Unterlenker komplett vermieden habe.

Also eine Fitter in der Nähe gesucht und auch fündig geworden. Rupert Probst ProPhysio - Physiotherpeut und zufälligerweise auch noch Bruder von Stefan Probst, seines Zeichens Chef von Airstreeem, also "Heimvorteil" auf ganzer Linie.

Termin ausgemacht und nach gut 2 Monaten war es dann so weit. 

Gebucht wurde von mir das Paket "Sitzpositionsanalyse - Pro I" und Paket "Pro Fuß".

Mitzubringen waren das Rad, die Schuhe, eventuell neue Schuhplatten, Radbekleidung und eine gute Portion Zeit! Das ganze hat bei mir über 1 1/2 Stunden gedauert.

Umso erfreulicher das das ganze Prozedere mit einem netten Plausch und einem Kaffee beginnt.

Als erstes wird der Bewegungsapparat gecheckt - Beweglichkeit der Wirbelsäule, wie sieht es mit den Knien aus, dreht das Becken nach aussen, wie ist es um das Fußgewölbe bestellt? Durch den Physio-Background achtet Rupert auch auf die Details.

Wie man gut erkennen kann, dreht mein rechter Fuß nach aussen, was mit dem Becken zusammenhängt. Kein Problem, solange es keine Beschwerden gibt. Die schmutzigen Socken NICHT beachten! ICH SAGTE NICHT BEACHTEN!!


Die ersten Einstellungen werden an den Schuhen gemacht, um quasi die Verbindungsstelle zwischen Fahrer und Rad optimal einzustellen. Wie sich bei mir herausgestellt hat, drehen meine Beine etwas nach aussen und zwar um ca. 15°, zugleich wird am angezogenen Schuh der ideale Punkt über der Pedalachse eruiert, um den bestmöglichen Druck auf die Pedale zu bringen.

Wenn die Schuhplatten dort sind, wo sie sein sollen, geht es erst mal zum Rad selbst. Dies wird auf ohne Laufräder auf einen Ergometer montiert. Rupert nimmt erst mal den "Ist"-Zustand auf und überträgt alle Daten in den PC. Danach wird mal aufs Bike gestiegen locker gekurbelt. Im Zuge dessen fragt er allerhand nach, worauf man selbst ein Augenmerk legt beim Biken, wie man meistens draufsitzt, wo fährt man hauptsächlich usw. usw. Während man also gemütlich dahintretet, beobachtet Rupi den ganzen Ablauf von allen Seiten. Sein geschultes Auge erkennt gleich, ob der Sattel etwas zu hoch oder zu niedrig ist.

Vorher - Bein fast durchgestreckt -> Sattel zu hoch, Hände am Oberlenker -> Bremsgriffe sehr weit vorne
Also erst mal runter und Sattel eingestellt. Ein paar Millimeter runter und ein paar nach vorne, so weit, so gut. Dann geht es ans "Knie-Lot", vermessen wird auch hier mittels Linienlaser, Winkellehre uswvermessen und es geht ans "Knie-Lot". Schon nach kurzer Zeit auch hier eine Veränderung und wieder in Richtung Lenker. Demnach bin ich bis dato einfach zu weit hinten gesessen und konnte den Druck gar nicht so richtig aufs Pedal bringen.

Schon jetzt habe ich das Gefühl, besser und komfortabler auf dem Rad zu sitzen. Eins meiner kleinen Problemchen war bis dato immer, dass ich auf dem Sattel nach vorne gerutscht bin, was mir auf Dauer etwas Druck auf die Weichteile aufgebaut hat. Nicht extrem, aber immerhin soviel, um regelmäßig das Bedürfnis zu haben, mit dem Hintern auf dem Sattel zurück zu rutschen. Eine Kleinigkeit, aber nervig.

Wieder heißt es Treten und den Fortschritt erfahren bzw. zu erfühlen. Je besser man Rupi Feedback geben kann, um so besser wird das Ergebnis.

Weiter geht’s mit dem Lenker. Die Sattelüberhöhung von 7cm hat bei mir gepasst und entspricht der Beweglichkeit meiner Lendenwirbelsäule. Bei den Pros dürfen es übrigens auch mal 10cm und mehr sein.

Mit einem speziellen verstellbaren Vorbau geht es nun daran, die optimale Länge heraus zu finden. Da ich wie oben schon beschrieben das Gefühl hatte, zu gestreckt auf dem Rad zu sitzen, hat sich Rupert gleich dazu entschlossen, 2 Zentimeter weniger einzustellen und mich Probe sitzen zu lassen.

Der Profi hat das Auge und sofort fühlte ich mich pudelwohl auf dem Rad. Nach mehreren Minuten und Nachmessen mittels Winkellehre hatte Rupert noch die Idee, die Schalthebel ein Stück nach hinten zu versetzen, um mit den Händen noch „satter“ abstützen zu können. Absolut feines Gefühl, der Rücken und der Nacken sind entlastet, der Druck geht mehr über die Arme und Schultern und durch den Optimierung des Lenkerstandes ist auch der Unterlenker nun wesentlich bequemer zu greifen und ich rutsche nicht so leicht ab.

Gleichzeitig gingen die Schalthebel im Winkel etwas nach Innen. Der Hintergrund ist eigentlich sehr logisch: legt die Unterarme locker auf den Tisch, sofort kippen die Hände nach innen. So ist die Haltung wesentlich natürlicher, wenn die Schalthebel nicht senkrecht montiert sind.
Der Riesen-Vorteil wenn man in der Airstreeem-Zentrale ein Bikefitting machen lässt, das die passenden Teile gleich zur Verfügung stehen und ich sofort mit einem um 2 Zentimeter kürzeren Vorbau nach Hause gefahren bin!

Nachher - Kniewinkel stimmt, Haltung wesentlich lockerer, Winkel in Ellbogen passt

Die nackten Zahlen:


Nach einigem Feintuning in etlichen Richtungen, baut Rupert das Rad fertig zusammen und den ersten Kilometern auf dem „gefitteten“ Bike steht nichts mehr im Weg!

Schon auf den 11 Kilometern heim ist der Unterschied mehr als spür- und erfahrbar. Mehr Druck auf die Pedale, wesentlich mehr Kraft aus den Oberschenkel, Sitzpositionen allesamt angenehm, egal ob aufrecht am Oberlenker, sportlich an den Schalthebeln oder aggressiv am Unterlenker.

Fazit: Wer noch kein Bikefitting hat machen lassen, sollte sich bei der nächsten Anschaffung von „unbedingt notwendigen“ Technikspielereien oder einer neuen Garnitur Radbekleidung überlegen, ob er 100% zufrieden mit der Sitzposition ist oder ob der vom Radversender erstandene Renner nicht noch optimierbar wäre, was die Haltung betrifft. Schließlich verbringen wir mehrere hundert Stunden im Jahr auf dem Rad! Für mich absolutes Muss und wird in Zukunft bei jeder Neuanschaffung eines Rades in den Kaufpreis miteingerechnet!







Macht es, es lohnt sich!



Wie es mir bei dem ersten Härtetest gegangen ist, erfahrt ihr im Bericht zum Gran Fondo Vienna!
Demnächst hier!




Dienstag, 15. März 2016

Saisonvorbereitung mit "Rennrad Training"

Heute möchte ich auf das Thema Saisonvorbereitung eingehen und zwar mit Hilfe des Buches "Rennrad Training" von Tim Böhme und Jochen Haar. 

Vorne weg möchte ich dazu sagen, dass alles was ich hier schreibe auf meinem eigenen Mist gewachsen ist und bis auf die Einheitenempfehlung jegliche Ergebnisse auf meinen Beobachtungen und Auswertung meiner Daten beruhen, keinerlei wissenschaftlichen Hintergrund haben und ich keine Garantie für Richtigkeit des Geschriebenen übernehme :-) 
Die Erfahrenen unter Euch würden wahrscheinlich einiges anders beschreiben bzw. ausführen, also wer Hinweise für die Leser oder den Blogger hat, möge sie im Kommentarbereich hinterlassen.

Zusätzlich hier die "Kurzversion" dieses Blogeintrages: Habt Spaß am Biken, egal wie Ihr es betreibt!

Rennrad Training - längst kein Geheimtipp mehr!
Ich werde im Zuge dieses Beitrages nicht näher auf die anderen Inhalte des Buches eingehen, dieser wird an vielen anderen Stellen, Blogs und Buchtipps  beschrieben z.B. beim geschätzen Kollegen Daniel Müller von speed-ville.de oder bei einem großen Versandhändler.

Heuer stehen bei mir zumindest schon mal zwei Fixpunkte auf dem Rennrad-Kalender, das ist zum einen eine Etappe der Tour de Kärnten am 26.05. und nun ganz kurzfristig Gran Fondo Vienna. Verbunden werden beide Ausflüge mit einem Kurzurlaub mit der Family! Die wollen auch nicht vernachlässigt werden. Haben sich meine Damen aber auch redlich verdient, nachdem ich etliche Stunden zum Trainieren und Radfahren aufwende und von meiner besseren Hälfte mit etwas Kopfschütteln, aber verständnisvoll hingenommen werden.

Da ich meine aktive Radleidenschaft ja erst letztes Jahr so richtig entdeckt habe, habe ich bis dato kein "Rennen" und  keinen Radmarathon bestritten und folglich auch überhaupt keine Erfahrung oder Einschätzung, wie ich mich dort schlagen werde.

Für mich zählt bei diesen Veranstaltungen in erster Linie der Spaß am Fahren, mit Gleichgesinnten seinem Hobby nachzugehen und natürlich auch irgendwie sich ein bisschen zu Messen. Immerhin sollen die vielen Stunden am Rad oder Ergometer ja nicht umsonst gewesen sein.


Aber wie geht man einen solchen "Marathon" überhaupt an? Trainiere ich richtig? Kann ich eventuell meine Ergebnisse optimieren?


Diese Fragen beschäftigten mich natürlich vor allem in Hinblick auf so tolle Fahrten, wie Gran Fondo Vienna, immerhin auch schon ~ 138km und ca. 1500hm. Um dort nicht komplett zu verhungern, gehört natürlich schon eine gewisse Portion Vorbereitung dazu, welche ausser Radeln, Radeln und noch mal Radeln vielleicht schon die ein oder andere gezielte Trainingseinheit beinhalten soll.

Und genau hier greife ich den Trainingsplan bzw. die Tipps aus dem o.g. Buch auf und versuche nun seit Mitte Jänner, diese gezielt umzusetzen.

Ich habe mir also das 3-Monatsprogramm für Radmarathons zur Brust genommen und dieses Training auf mich, meine Schwächen und vor allem auf meine verfügbare Zeit zurechtgebogen. Was auch bei den besten Tipps immer ein Faktor bleiben wird, ist die Zeit die man investieren möchte bzw. auch kann. Immerhin haben viele Familie, Job und das Hobby unter einen Hut zu bringen (und Radfahren ist neben Geld- vor allem Zeitintensiv).

Meine Schwäche orte ich bis dato in den laaaangen Ausfahrten, diese hab ich bis dato einfach nicht gemacht, da mein Fokus letztes Jahr klar beim MTB lag und ich erst im Spätherbst auf den Trichter Rennrad gekommen bin. Folglich hatte ich auch keinerlei Erfahrung, wie mein Körper auf solche Fahrten reagiert. Beim MTB bin ich doch in erster Linie nach oben getigert und hab Höhenmeter getreten, weite Distanzen spielen da ja keine Rolle.

Um nun zu einem brauchbaren Ergebnis zu kommen und mir meine verfügbare Zeit bestmöglich einzuteilen hab ich mir den Outlook-Kalender genommen und vom Datum des Rennes einfach den Plan rückwärts erstellt. Idealerweise liegt der Termin Ende Mai und ist dadurch auch eine perfekte Vorbereitung für die gesamte Saison.

Böhme und Haar haben die drei Monate in drei Kategorien eingeteilt:

  • 1. Monat - Ausbau Basisfähigkeiten
  • 2. Monat - Berg- und Ausdauertraining
  • 3. Monat - Radmarathonspezifische Belastungen

Zwischen diesen "Blöcken" findet sich jeweils eine Regenerationswoche. 

Zeitlich ist das ganze ja schon kein "normales" Training mehr, im ersten Monat zum Aufbau der Grundlagenausdauer sind es immerhin 52 Stunden, die man neben Job, Familie und sonstigen Unternehmungen noch irgendwo unterbringen soll. Gehen wir von 30 Tagen aus sind das ca. 1,7 Stunden pro Tag. Wer hat jeden Tag Zeit fast zwei Stunden zu Radeln? Eben!

Ich habe mich dazu entschlossen, die frühen Morgenstunden beziehungsweise die Abendstunden für meine Ergo-Rides zu nutzen. Teilweise werden einem an einem Tag bis zu 6 Stunden Treten abverlangt. Ich persönlich war jedoch nur selten bereit, so lange Einheiten am Stück zu fahren und habe sie auf 2x oder 3x gesplittet. Je nach Nahrungsaufnahme zwischen diesen Einheiten steht einer erhöhten Fettverbrennung nichts im Wege, wenn man keine Kohlehydrate zu sich nimmt. 

 Mir ist es in erster Linie darum gegangen, den Körper auf die Leistungsfähigkeit ohne die dauernde Zufuhr von Kohlehydraten vorzubereiten und ihn quasi ein bisschen zu quälen. Dies ist mir bis zu einem gewissen Punkt gut gelungen, kann aber nur jedem raten, wenn er intensiv trainiert, weiterhin gut zu Essen ;) Mir war es eine Lehre, fast komplett auf KH zu verzichten und dies hat eines Tages zu einem schönen Einbruch bei einer Ausfahrt geführt.


Welche Schwerpunkte habe ich mir noch gesetzt?
  • Erhöhung der Trittfrequenz - ergibt automatisch den nächsten Punkt
  • Niedrigerer Puls bei gleicher Leistung

Warum ist das so? Ganz kurz erklärt: Während der Muskelkontraktion gibts keinen Blutfluss. Je länger diese dauert, desto niedriger ist der Puls bei gleicher Leistung. Niedrige Kadenz ist ergo pulsschonend, ermüdet aber früher die Muskulatur - höhere Kadenzen beanspruchen mehr den Kreislauf.

Dieser lässt sich aber eben durch gezieltes Training wesentlich verbessern und das heißt: Treten, Treten, Treten vor allem im GA-Bereich (auf die Pulsbereiche gehe ich in meinem zum Leistungsstufentest geplanten Blogeintrag näher ein, der zweite Test ist bereits in Planung und wird voraussichtlich im Mai kurz vor den Rennen noch stattfinden).

Es ist mir im Laufe der letzten zwei Monate gelungen, die Durchschnitts-Trittfrequenz bei gleicher Wattleistung fast um 20 Umdrehungen zu erhöhen. Daraus resultiert eine wesentlich höhere Geschwindigkeit bei annähernd gleicher oder geringerer Belastung für den Kreislauf. Natürlich ist es sehr gewöhnungsbedürftig mit ~100 Umdrehungen oder darüber zu kurbeln, bringt aber wirklich ein Plus an Geschwindigkeit. In der Zwischenzeit gehen teilweise 100 UpM locker auch mal 2 Stunden durchgehend. 


Was heißt das in der Praxis?

Mitte Jänner habe ich auf dem Ergo (ich nehme NUR diese Daten her, da die Bedingungen auf dem Rad im Freien immer variieren) bei einem Ø-Puls von 135 eine Geschwindigkeit von 32,1 km/h zusammengebracht.
Nach 2 Monaten GA-Training und eben dem Augenmerk auf Kadenz geht in der Zwischenzeit bei einem Ø-Puls von 136 eine Pace von 35,5 km/h, wohlgemerkt sogar über die doppelte Zeit.

Auf dem Rad, egal ob MTB oder Renner hat sich dadurch meine Effizienz erheblich verbessert, sprich ich fahre mit gefühlt weniger Kraftaufwand weitere oder steilere Strecken ohne mich ans Limit zu bringen. Und genau da liegt mein Hauptaugenmerk in Bezug auf das erhoffte Ergebnis. Ich will länger härter Fahren können und trotzdem noch Reserven haben!


Ein guter Merksatz diesbezüglich ist: Wer schnell sein will, muss langsam fahren können!

1.600 Kilometer sind alleine im Grundlagenbereich runtergerissen und bilden idealerweise eine gute Basis für den nächsten Block.

In der Zwischenzeit bin ich beim zweiten Monat des Trainingsplanes angekommen und es geht mehr auf das meist im Marathon auch durchzustehende Bergfahren ein. Mit intensiveren Einheiten und gezieltem Heranführen des Kreislaufes an den Entwicklungsbereich, kurz EB durch Intervalle z.B. 3x4 Minuten wird der Radfahrer an diese Belastungen gewöhnt und sollte in Folge auch bereit sein, längere Bergauffahrten durchzudrücken und sich trotzdem nicht "blau" zu Treten. Dies lässt sich natürlich auch wieder gut am Ergometer trainieren, kann aber mit einem passenden Anstieg auch im Freien schön gefahren werden. Macht auch wesentlich mehr Spaß!

So sehen die Intervalle dann draußen aus! Total Recall lässt grüßen :)

Diese Einheiten haben nun den Vorteil, einem weniger Zeit, dafür mehr Power abzuverlangen. Was einem persönlich mehr liegt, muss jeder für sich entscheiden. Ich hab mehr Spaß an solchen "Fahrtspielen" als stupide stundenlang im selben Bereich zu kurbeln. 

Im dritten Monat nehme ich mir (auch hoffentlich durch das dann bereits bessere Wetter) viele, viele Kilometer draußen vor, da hier sowieso alle Bereiche abgedeckt werden. Hier stehen allerdings "nur" mehr 42 Stunden im Monat auf dem Plan. Diese sind allerdings gespickt mit HIT-Einheiten, sollen höhere Muskelreize setzen und z.B. den Laktatabbau bzw. die Pufferkapazitäten zu verbessern.

Es wird dennoch der hoffentlich abwechslungsreichste Monat, alleine schon da man die ein oder andere längere Ausfahrt gezielt zum Training heranziehen kann.

Abschließend möchte ich noch sagen, es spielt wahrscheinlich keine Rolle für den Radmarathon, ob man nun so "gezielt" trainiert wie ich im Moment oder ob man einfach mal mitfährt. Mir gibt es einfach das Gefühl, gut vorbereitet zu sein. Damit gehe ich beruhigter in den RM und kann die 140 Kilometer einfach besser genießen!

Ich werde natürlich vom Gran Fondo Vienna und der Tour de Kärnten einen kleinen Blogeintrag schreiben und hoffentlich von einem guten Ergebnis berichten können.

Also, Kette rechts

Tom

Sonntag, 6. März 2016

Mein Revier Salzburg/Bayern - Part 2 Högl

Nachdem ich im letzten Blog-Eintrag auf den Hausberg der Salzburger eingegangen bin, möchte ich heute zu den bayrischen Nachbarn rüberschauen und Euch den Högl kurz vorstellen.


Die sich dunkel abzeichnende Hügelkette bildet den Högl. Im Hintergrund schön zu erkennen der Zwiesel und der Hochstaufen. Das ist übrigens der Mond und nicht die Sonne

Wirklich nur einen Steinwurf von der Grenze entfernt liegt im Dreieck zwischen Ainring, Piding und Teisendorf der Högl. Mit einem höchsten Punkt von 827m kein wirklich hoher Brocken, aber aufgrund der vielen, vielen Wege rauf und runter ein Paradies für Crosscountry-Touren. Ich bin kein Downhiller aber auch die kommen auf ihre Kosten und haben viele Möglichkeiten.

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In geradezu friedlicher Eintracht fröhnen hier Wanderer, Walker, Läufer und Biker Ihren Hobbies! Man fährt, wandert und läuft aneinander vorbei, ein netter Gruß wird ausgetauscht und alle gehen Ihrer Wege. Ein Zustand der in Österreich bzw. Salzburg fast undenkbar ist, wird man doch als Biker meist als Störenfried angesehen. Nicht so am Högl bei den bayrischen Nachbarn. Ich hatte in etlichen Touren (Strava) noch kein Problem dort "meinem" Sport nachzugehen. Und ich denke mit Vernunft und Rücksichtnahme durch alle Beteiligten wäre so ein Teilen der Natur bzw. der Wanderwege (so es denn die Breite zulässt) überall und jederzeit möglich.

Zurück zum Högl selbst, es gibt mehrere Möglichkeiten hinauf zu kommen, je nach Vorliebe geht es asphaltiert oder auch über Forst- bzw. Wanderwege rauf zur Antenne, die wohl meistens das Ziel der Touren als Biker ist. Hier möchte ich noch auf den "offiziellen" Mountainbike-Rundweg der rund um den Högl führt verweisen, der gut ausgeschildert ist und auch von weniger trainierten Fahrerinnen und Fahrern zu bewältigen ist.

Straße von der Stroblalm kommend Richtung Antenne und dem höchsten Punkt des Högls
Rund um die Antenne verläuft ein relativ flacher Trail mit vielen Bänken, die zum Ausrasten und Aussicht genießen einladen. Und Aussicht gibt es jede Menge! Von der Kirche am Johanneshögl, wo es übrigens auch einen Wirt gibt blickt man Richtung Salzburg-Stadt, Untersberg und auf die Ausläufer der Osterhorngruppe mit dem Gaisberg.

Mein Lieblingsplatz auf dem Johanneshögl mit perfektem Ausblick auf das Salzburger Becken

Die Auffahrt zur Westseite von Piding aus, im Hintergrund schön zu erkennen das Untersbergmassiv. Dort oben gibt es übrigens die tiefste und längste bekannte Höhle Deutschlands, die Riesending-Schachthöhle, aus der 2014 ein schwer verletzter Forscher aufwendig geborgen wurde.

Ausblick von der Stroblalm Richtung Bayern

Da ich mich technisch bis dato noch nicht ans Downhillen gewagt habe, will ich zur Qualität der Trails nichts sagen. Es gibt aber etliche Fahrer und die Trails werden auch teilweise mit Schaufeln, Spitzhaken und Brettern präpariert und laden zu ordentlichen Abfahrten ein.

Die Anzahl der Abfahrtsmöglichkeiten sind verdammt groß und es ist für jeden Schwierigkeitsgrad etwas dabei.

Für diejenigen, die aus der Nähe sind und die Strecke nicht kennen, habe ich eine Route angelegt, die von Asphalt, Schotter, Waldboden, ein paar netten "Stichen" und Abfahrten alles bietet, was man bei so einer Tour so braucht! Högl-Runde

So viel zu den Themen "Mein Revier" (es wird noch einen Bericht über den Flachgau bzw. Seengebiet geben, folgt im Sommer nach den Rennradtouren)

Viel Spaß beim Biken

Tom
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Dienstag, 1. März 2016

Mein Revier Salzburg - Part 1 Gaisberg

Bevor ich nun auf meine neue und wahrscheinlich größere Leidenschaft, das Rennrad eingehe, möchte ich Euch ein bisschen meine Gegend vorstellen.

Ich lebe, wohne und radle in der Stadt Salzburg und Umgebung. Landschaftlich wunderschön eingebettet zwischen den nördlichen Ausläufern der Alpen, dem Salzkammergut im Osten und dem Alpenvorland im Norden ist es perfekter Ausgangspunkt für Radtouren, egal welches Bike man bevorzugt.

Natürlich sind die Berge und die dazu passenden Trails nicht gerade vor der Haustüre, jedoch für Climber bzw. Cross-Country-Ausfahrten bietet die nähere Umgebung massig Touren für jede Geschmack an. 
Ob befestigt oder unbefestigt, mit oder ohne Höhenmeter, innerhalb von 15 Minuten auf dem Bike findet jeder was nach seinem Geschmack. 

Meine ersten Erfahrungen mit dem MTB hab ich auf dem Hausberg der Salzburger, dem Gaisberg sammeln dürfen. Mit einer Höhe von 1287 Meter und einer Streckenlänge zwischen 8 und 10 Kilometern bzw. 600 hm oder 810 hm bis zur Spitze ist der Gaisberg gerade im oberen Bereich ab dem Gasthof Zistelalpe ein ganz netter Brocken für die schnellen Ausritt vor oder nach der Arbeit. 


So präsentiert sich der Hausberg der Salzburger zur frühen Morgenstunde. Aufgenommen um ca. 5:00 früh letzten August. Am Fuße links der Nockstein, noch weiter links der Heuberg.


Dementsprechend beliebt ist er bei Rennrad- wie auch bei MTB-Fahrern. Gerade der letzte Abschnitt mit einer Steigung von durchschnittlich 12% auf 2 Kilometer ist ganz ordentlich!

Es gibt drei interessante Routen jeweils von Nord, West oder Süden kommend, alle gemeinsam haben Sie, das sie ab ca. Höhe Zistelalm die gleiche Strecke zur Spitze nehmen. Danach folgt eine Gerade, die Nocksteinkehre und der letzte Anstieg der  hinauf auf die Spitze.

Ich persönlich fahre am liebsten via Dax Lueg mit dem Rennrad bzw. via Gänsbrunnstraße mit dem MTB.  (Strava-Routen verlinkt) Die MTB-Route ist übrigens eine Strecke der HC-Kategorie, welche ca. so definiert ist: Mindestens 1000 Höhenmeter und ein durchschnittlicher Anstieg von 7 % sind erforderlich, um zum "Hors" befördert zu werden. Col du Tourmalet und Alp d´Huez haben sich diese Meriten verdient.

Für diese Strapazen belohnen wir uns mit einem fantastischen Ausblick der im Südosten bis zum Dachstein hinüber zum Watzmann im Südwesten, dem Untersberg, dem angrenzenden Bayern (bei guten Wetterverhältnissen mit Sicht bis zum Chiemsee) und hinaus ins flache Voralpenland und Salzkammergut reicht!

Der Blick Richtung Süd-Westen in den Tennengau, im Hintergrund gut zu erkennen der Watzmann.


Auf dem Plateau gibt es zwei Gasthäuser, in denen man sich mit Kaffee und Kuchen oder etwas Deftigem und einem Bier stärken kann.

Cappuccino und Topfenstrudel bei da Goas

Hinunter geht es für die meisten auf der Straße, es sind auch ein paar Trails vorhanden. Aufgrund meines fehlenden DH-Könnens beschränke ich mich auf den Asphalt und lass es dann mal schön rollen!


Tom

Copyright der Fotos liegen bei mir!


Donnerstag, 25. Februar 2016

Radfieber - Inkubationszeit

Wie kommt ein kommt man eigentlich als komplett Unsportlicher zum Radsport?
Angefangen hat das ganze eigentlich ganz unspektakulär mit der täglichen Fahrt in die Arbeit. Salzburg ist aufgrund der Verkehrsplanung weder mit Öffis und schon garnicht mit dem Auto gut zu befahren und ich hab mich nach jahrelangen Stauquälereien dazu entschlossen auf das Bike umzusteigen.

Gesagt, getan. Geworden ist es schließlich ein simples KTM Life Trekkingbike von der Stange und im Abverkauf bei einer großen österreichischen Sporthandelskette um knappe € 600.-. Nichts besonderes, aber für die Fahrten in die Arbeit sollte das Rad die letzten 2 Jahre mein treuer tagtäglicher Begleiter werden. Okay, es ist zu schwer und die Federgabel umsonst, aber was glaubt man nicht alles, wenn man ohne irgendeine Vorahnung ins Geschäft geht und einen Schnapper machen will.

Das die Innviertler gute Räder bauen ist bekannt, insofern kann ich mich bis auf den enormen Bremsbackenverschleiß (nie wieder Felgenbremsen fürs Arbeitsrad!) und einen einzigen Platten nicht beschweren.

Meine tägliche Strecke beträgt hin und retour ca. 11 Kilometer, da ist im Laufe eines Jahres doch auch was zusammengekommen, da ich wirklich das ganze Jahr durchgefahren bin. Das Thema Bekleidung und Ausrüstung im Winter soll an anderer Stelle noch mal erwähnt werden.

Mein Schwiegervater, seines Zeichens wirklich ein Wahnsinnssportler (24h-Läufe, 24h-Radmarathon, Transzendezläufe, zum Trainieren ein paar Marathons dazwischen) hat mich Anfang Juni 2015 gefragt, ob ich denn nicht mit ihm eine Runde Mountainbiken gehen will, da ich ja jetzt so viel fahre, sollte das kein Problem darstellen. 
Anfangs sehr skeptisch (nicht vergessen, ich hab seit der Schule keinen aktiven Sport betrieben) ging die Tour damals über ca. 30 Kilometer mit ca. 500 Höhenmetern schon ganz ordentlich dahin und ich war angesteckt. Ein Mountainbike musste her und im Mitte Juni war es dann so weit, ich ging ins Geschäft und kaufte mir mein Focus Black Forest, Schuhe, Pedale, Trinkflaschen und eine Garmin Fenix 2, denn ich will ja wissen, was ich so schaffe.

Und es ging los...



Tom